In einer heimlichen Durchsuchungsaktion ließ der Chef der Bundespolizei in Chemnitz, Detlef Fritzsch, die E-mail-Konten seiner Beamten ausforschen. Internet-Spezialisten der Bundespolizei knackten auf Anweisung des Amtsleiters, der 1800 Beamten vorsteht, die E-mail-Accounts der Mitarbeiter, um einen Kettenbrief mit erotischen Fotos zu finden. „Uns fiel nur auf, dass wir uns eines Morgens neue Passwörter ausdenken sollten", so einer der Beamten, dessen elektronische Post Ende Januar durchsucht worden war.
Mindestens 50 e-mail-Konten ließ Fritzsch insgesamt filzen. An der gesuchten Rund-Mail, die laut Begleittext möglichst schnell an „Freunde" weitergeleitet werden sollte, hingen Fotos von Pin-Up-Girls. Der Kettenbrief „belastet unser IT-Netz zusätzlich und verringert die Bearbeitungsgeschwindigkeit", begründete Amtsleiter Fritzsch in einem Mitarbeiterbrief die Online-Razzia. Drei der geknackten elektronischen Postfächer gehörten Personalräten. Ihre Kontakte zu Kollegen genießen besonderen Vertrauensschutz. Laut einer Dienstvereinbarung von April 2006 ist es zudem allen Bundespolizisten erlaubt, ihre E-mail-Adressen auch privat zu nutzen.
Nachdem die Aktion nun bekannt geworden ist, dürfte sie die „Bearbeitungsgeschwindigkeit" wohl noch deutlich mehr verringern - wobei zu hoffen bleibt, dass das nicht auch für die dringend erforderlichen disziplinarrechtlichen Konsequenzen gegen den übereifrigen Amtschef gilt.
2 Kommentare:
Ohje....wenn die Polizei so Online-Durchsuchungen durchfuehren will, muessen wir uns nicht viele Sorgen machen. "Bitte denken Sie sich ein neues Passwort aus." - "Warum?" - "Das ist geheim."
Haette man einen faehigen Admin bemueht, waere man vielleicht wirklich geheim an die E-Mails gekommen. Aber ein wirklich faehriger Admin haette sich dazu wahrscheinlich/hoffentlich nicht herabgelassen.
Leider bleibt der Vorfall auch trotz dieser Inkompetenz traurig und erschreckend.
[...]Die Gefährdung der freiheitlichen demokratischen
Grundordnung, die eine Beschränkung des Art. 10 (Brief-,Post-,Fernmeldegeheimnis) des Grundgesetzes zwingend erforderlich machte, ging dabei von einem Kettenbrief mit erotischem Inhalt aus.
Gut, dass Detlef Fritzsch, seines Zeichens Amtsleiter bei der Chemnitzer Bundespolizei, sogleich umsichtig zum Wohle der freiheitlichen(sic!) demokratischen Grundordnung Initiative zeigte, und bei 50 seiner Mitarbeiter mal eben die Mail mitlesen ließ.[..]
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