Dienstag, 30. Januar 2007

Dongle gegen Vorratsdatenspeicherung

bigbrotherawards.de berichtet:

"FoeBuD entwickelt "PrivacyDongle" gegen Vorratsdatenspeicherung

Die Generalüberwachung in Europa kommt. Um Menschen darauf aufmerksam zu machen, ihnen ein Hilfsmittel für den Alltag zu geben und ein Zeichen für die Unsinnigkeit der Vorratsdatenspeicherung zu setzen hat der FoeBuD den PrivacyDongle entwickelt. ... Mit dem PrivacyDongle des FoeBuD e.V. können alle Menschen anonym im Internet surfen. Der kleine USB-Stick beherbergt die Software TorPark, mit der dies ohne vorherigen Installationsaufwand möglich ist. Der PrivacyDongle wird in den USB-Port des Computers am Arbeitsplatz, bei Freunden oder im Internetcafe gesteckt, dann auf das Programm-Icon geklickt und los geht's: Surfen im Internet ohne eine Datenspur zu hinterlassen. Denn alle Verbindungen sind verschlüsselt und sämtliche Daten werden nicht auf dem Computer, sondern - wenn gewünscht - auf dem PrivacyDongle gespeichert.

Der "PrivacyDongle" kostet 20 Euro und wird im FoeBuD-Shop vertrieben: https://www.PrivacyDongle.com"

P.S. der etwas sperrige Name FoeBuD steht für „Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V.", s. auch Wikipedia

Deutsche Versicherungswirtschaft bildet Datenpool

Geld-kompakt.de berichtet:

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) räumte in der Kategorie Verbraucherschutz den Datenklau-Oscar ab. Denn die Versicherungswirtschaft habe Warn- und Hinweisdateien aufgebaut, mit denen Versicherungen Daten von Millionen Verbrauchern austauschen. Die Dateien dienen nach Aussage des GDV zur Aufdeckung von Versicherungsbetrug, sind aber laut Big Brother-Jury in Wirklichkeit eine schwarze Liste, in der alle Personen landen, die irgendeine angeschlossene Versicherung für ein Risiko hält.

Montag, 29. Januar 2007

In Hessen geht die Schnüffelei jetzt los:

hr-online berichtet:

"Für eine erfolgreiche Verbrecherjagd begibt sich die hessische Polizei auf datenschutzrechtlich dünnes Eis: Autokennzeichen sollen per Kamera automatisch erfasst und überprüft werden. Besteht Verdacht, erfolgt der Zugriff.
...
Was der Polizei neue Wege bei der Verbrechensbekämpfung eröffnet, stößt bei Datenschützern und den Grünen im hessischen Landtag auf Protest: Die automatische Erfassung von Autonummern sei ein massiver Eingriff in die Rechte der Bürger. Die Nummern seien immer mit einem Autobesitzer verbunden und gehörten deshalb zu den persönlichen Daten, so die Datenschützer. Sie befürchten, dass derartige Systeme nach ihrer breiten Einführung auch für die Gewinnung weiterer Daten genutzt werden beispielsweise für Bewegungsbilder von angeblichen Terrorverdächtigen oder Drogenkurieren. Das Netz elektronischer Überwachung werde immer enger, erklärte der Grünen-Abgeordnete Jürgen Frömmrich in Wiesbaden."

Schöne neue Welt im Lande des brutalstmöglichen Aufklärers. :-(

Samstag, 27. Januar 2007

Wachen die Bürger doch auf?

Zuerst aber ein kleiner Hoffnungsschimmer:

Grüne erwarten Renaissance des Datenschutzes, wie Heise online berichtet:

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Silke Stokar, sieht bei Überwachungsmaßnahmen Grenzen bei der Akzeptanz und der technischen Sinnigkeit angesichts der Hortung nicht mehr auswertbarer Datenhalden erreicht. ...

Die Menschen wollen es Stokar zufolge nicht, "dreihundert mal am Tag elektronisch erfasst, gespeichert und ausgewertet zu werden." Es dringe etwa mit der pauschalen Erfassung von Autokennzeichen in einzelnen Bundesländern oder der permanenten Ortungspflicht für Lkw-Fahrer per Handy langsam ins öffentliche Bewusstsein, dass der "gläserne Mensch" technisch machbar sei. Es gebe daher eine wachsende Erwartungshaltung an die Politik, "Grenzen zu setzen". Insgesamt sieht die Grüne vermehrt Anzeichen dafür, "dass die Abwehr gegen den Datenschutz allmählich aufbricht." ...

Schön wär's !!!

Freitag, 26. Januar 2007

Wozu das hier?

Im Jahre 1981 war in der damaligen BRD eine Volkszählung geplant, die ein überaus lebhaftes Echo in der Bevölkerung hervorrief. Das Stichwort vom „Gläsernen Bürger" ging um. Der Widerstand regte sich auf breiter Front und ging durch alle Bevölkerungsschichten. Überall fanden Veranstaltungen zu diesem Thema statt, es wurde von einem breiten Bündnis verschiedener sozialer und politischer Gruppen zu einem Boykott als Akt des zivilen Ungehorsams aufgerufen. Die Zählung musste mehrfach verschoben werden - nicht zuletzt wegen des sog. „Volkszählungsurteils des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 1983 und fand schließlich erst 1987 statt mit einem deutlich „entschärften" Fragenkatalog.

Und heute - 20 Jahre später? Dem gläsernen Bürger sind wir näher denn je. Die Datenspeicherung hat seinerzeit ungeahnte Ausmaße angenommen - nicht zuletzt dank der ganz anderen technischen Möglichkeiten und der immer weiter fortschreitenden Vernetzung von Informationsquellen. Zudem greift der Staat immer stärker und immer ungenierter in die seinerzeit vom BVerfG propagierte „Informationelle Selbstbestimmung" der Bürger ein. Und was tun die? Nichts - oder schlimmer noch, sie arbeiten den Datensammlern ständig zu:

Wer von uns hat nicht eine oder mehrere Kundenkarten von Kauf- oder Versandhäusern, die letztlich keineswegs nur der eigenen Bequemlichkeit und dem Erzeilen von Rabatten, sondern gezielter Datensammelei der Konzerne dienen.

Oder die - inzwischen nicht mehr neuen - Eurokennzeichen an unseren Autos. Warum haben nur die deutschen Kennzeichen diese wie selbstgemalt wirkende Schrift? Weil sie - anders als die Schrift bei den alten Kennzeichen oder denen unserer europäischen Nachbarn - maschinenlesbar ist. Dazu kommen dann die Mautbrücken, die keineswegs nur LKWs registrieren, sondern grundsätzlich erst einmal jedes Fahrzeug fotografieren, das unter ihnen durchfährt - und fertig ist das vollautomatisch generierte Bewegungsprofil.

Im Namen einer angeblichen Terrorismusbekämpfung erscheint heute (fast) alles möglich, dies aufzuzeigen und zum Nachdenken anzuregen, ist in erster Linie der Sinn dieses Blogs.