Im Jahre 1981 war in der damaligen BRD eine Volkszählung geplant, die ein überaus lebhaftes Echo in der Bevölkerung hervorrief. Das Stichwort vom „Gläsernen Bürger" ging um. Der Widerstand regte sich auf breiter Front und ging durch alle Bevölkerungsschichten. Überall fanden Veranstaltungen zu diesem Thema statt, es wurde von einem breiten Bündnis verschiedener sozialer und politischer Gruppen zu einem Boykott als Akt des zivilen Ungehorsams aufgerufen. Die Zählung musste mehrfach verschoben werden - nicht zuletzt wegen des sog. „Volkszählungsurteils des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 1983 und fand schließlich erst 1987 statt mit einem deutlich „entschärften" Fragenkatalog.
Und heute - 20 Jahre später? Dem gläsernen Bürger sind wir näher denn je. Die Datenspeicherung hat seinerzeit ungeahnte Ausmaße angenommen - nicht zuletzt dank der ganz anderen technischen Möglichkeiten und der immer weiter fortschreitenden Vernetzung von Informationsquellen. Zudem greift der Staat immer stärker und immer ungenierter in die seinerzeit vom BVerfG propagierte „Informationelle Selbstbestimmung" der Bürger ein. Und was tun die? Nichts - oder schlimmer noch, sie arbeiten den Datensammlern ständig zu:
Wer von uns hat nicht eine oder mehrere Kundenkarten von Kauf- oder Versandhäusern, die letztlich keineswegs nur der eigenen Bequemlichkeit und dem Erzeilen von Rabatten, sondern gezielter Datensammelei der Konzerne dienen.
Oder die - inzwischen nicht mehr neuen - Eurokennzeichen an unseren Autos. Warum haben nur die deutschen Kennzeichen diese wie selbstgemalt wirkende Schrift? Weil sie - anders als die Schrift bei den alten Kennzeichen oder denen unserer europäischen Nachbarn - maschinenlesbar ist. Dazu kommen dann die Mautbrücken, die keineswegs nur LKWs registrieren, sondern grundsätzlich erst einmal jedes Fahrzeug fotografieren, das unter ihnen durchfährt - und fertig ist das vollautomatisch generierte Bewegungsprofil.
Im Namen einer angeblichen Terrorismusbekämpfung erscheint heute (fast) alles möglich, dies aufzuzeigen und zum Nachdenken anzuregen, ist in erster Linie der Sinn dieses Blogs.
Freitag, 26. Januar 2007
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